Brandl zeigt die Sublimierung und Kulturalisierung der Protagonisten westlicher Gesellschaften nur andeutungsweise als einen klassischen Entfremdungsprozess, wenn er etwa einen gut gekleideten Anzug-und-Krawatten-Träger durch eine Naturlandschaft spazieren lässt. Indem er ihre kultivierte Geschlechtslosigkeit malerisch einfriert, ihre Leidenschaften in einem subtilen psychologischen Prozess der Entpersönlichung entsinnlicht und in einen scheinbar zeitlosen Fashionism kleidet, entzeitlicht er die szenischen Darstellungen. Genauer: Er überführt die szenischen Momente in eine Sphäre der Zeitlosigkeit, als wäre das dem Schweiße seines Angesichts enthobene Bürgertum, seine Lebensart und Kultiviertheit kein vorübergehendes Phänomen, sondern ein notwendiger und soziologisch dauerhafter Zustand. Recht eigentlich präsentiert Brandl seine Protagonisten weder als Individuen noch als Figuren, sondern als Darsteller einer Kultur, die ihre eigenen Wurzeln überwunden zu haben glaubt - trotz des Unbehagens, das aus jeder scheinbar zufälligen Geste und jedem noch so flüchtigen Blick spricht. Insofern lassen sich Brandls Bilder als eine unparteiische, in ihrer ästhetischen Indifferenz geradezu charmante Kulturkritik lesen, die einen Menschentypus hervorgebracht hat, der seines Wesens verlustig gegangen ist und nur mehr das Image des eigenen Menschseins repräsentiert; ein Flaneur, der zu leicht geworden ist, um ein Schicksal zu erleiden, und der die Situationen seines Lebens nur mehr szenisch durchlebt; ein Beziehungswesen, das in seinem selbstzentrierten und selbstinszenierten Narzissmus befangen bleibt.