Helene Roth, Porträts & Landschaften
1.06. – 7.09.25

f o r u m  r e g i o n a l

 


 

Vor diesem Hintergrund reifte Helene Roths persönliche Kunst, in der sie bald eine eigene Sujetwahl und einen eigenen Malvorgang entwickelte, den sie über Jahre und Jahrzehnte auf hohem Niveau beibehielt. Locker und souverän im Strich, nie abstrakt werdend, beherrschte sie ihr Handwerk, stark in der Graphik, in der sie Grobes, Hartes genauso zeigen konnte wie dezente, stille Landschaftsmomente, Flächen wie Linien. Auch in der Malerei leistete sie Herausragendes. Sie setzte mit absoluter Sicherheit Farben, Formen, Pastoses und Durchscheinendes, Schatten, Licht in ein Ganzes, in eine innere Harmonie des Bildaufbaus. Bevorzugtes Sujet sind Landschaften, meist ohne Personen, ohne Gebäude.


In der Wiederholung, in immer derselben Ansicht, dem Blick auf die Hegau-, Bodensee- und Alpenlandschaften zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten, mag eine der Magien von Helene Roths Kunst liegen. Wie Slevogt, den sie persönlich kannte, erzeugte sie in ihren Landschaftsbildern Atmosphärisches: verschwimmende Konturen am jenseitigen Ufer, das Spiegelverhältnis von Himmel und Wasser, die Veränderungen der Farben im Lauf des Tages. Auch von Heckel, Kirchner und Kandinsky ließ sie sich in der Graphik und in Aquarellen inspirieren; besonders schien sie die Hodlersche Farbgebung beeindruckt zu haben, die zarten Rosatöne in Grau, seine Flächen, nicht aber seine expressive Pathosgeste.


1930 entzog sich Helene Roth der Hauptstadt Berlin, sie ging nach Engen in die Idylle, in die Natur zurück. Hier war sie geschützt vor politischen Wirren, hier war sie nützlich, ihre kunstgewerbliche Arbeit wurde geschätzt und hatte Sinn. Die eigentliche Malerei tätigte sie wohl nur für sich selbst, bescheiden, scheinbar ohne den Wunsch zu verkaufen.


Es waren wirtschaftlich harte Jahre für Helene Roth, die sie nur dank ihrer Freundin und Lebensgefährtin Hildegard Hierholzer überbrücken konnte. Ganz wichtig für Engen: Gemeinsam engagierten sich die beiden Frauen für die Einrichtung eines Heimatmuseums in Engen, das Dank ihrer Beharrlichkeit und ihres Engagements 1937 eröffnet werden konnte.  Die Künstlerin hat sich demnach - wenigstens- im doppelten Sinne verdient um diese Stadt gemacht.



 

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