Silvia Siemes, DASEIN
15.07. – 10.09.23

S t u b e n g e s e l l s c h a f t –
Ku n s t v e r e i n

Der Ton als plastische Ausgangsmasse bietet zähen Widerstand. Schlagen, kneten, walken, mit den Händen lässt die Bildhauerin die Figuren entstehen, ihr eigenes Körperempfinden und das akademisch geschulte Auge leiten sie. Siemes Anliegen liegt nicht im hyperrealistischen Nachbilden, dazu eignet sich ihre Arbeitsweise nicht. Es ist ein Annähern an die menschliche Figur. Es entstehen sehr ästhetische Menschentypen, die bei den kleineren Figuren schon als manieriert bezeichnet werden können. Ähnlich wirkende Charakter entstehen.

 

Siemes schafft Prototypen, die unserer Gesellschaft entsprungen sind. Gerade deswegen fühlen wir uns angesprochen; fühlen wir uns im Inneren berührt, die zurückhaltende Gestik, die abwartende Haltung entspricht einer uns bekannten inneren Gefühlswelt, wir finden uns wieder. Es sind nicht die großen Gefühle die hier anklingen, es sind die alltäglichen Begebenheiten dazwischen. Der Moment bevor eine Entscheidung fällt oder der Moment, in dem uns klar wird, dass wir keine Entscheidung treffen können. Die Erkenntnis, dass der Lauf der Zeit unaufhaltbar ist, wir uns anpassen, verändern und kämpfen können, die Zeit verrinnt, während Kriege stattfinden, Börsen Verluste vermelden, Kinder geboren werden, Menschen sterben. Hier verharren wir in der Zwischenzeit „BLEIBEN, WARTEN“.

(Josephine Bonnet, 2022, Bildende Künstlerin, Vorstand Kunstverein Nürtingen)