Simone Haack, Hair
23.09. – 19.11.23

Ein weiterer Grund mag darin liegen, dass junge Menschen offen sind für Inszenierungen ihrer Person und dem Bedürfnis viel Raum geben, sich selbst zu finden, sei es durch das Aus- und Anprobieren eines Requisits oder im Austausch mit Gleichgesinnten. Zu diesen Selbstinszenierungen gehören beispielweise das Bad in einem Meer bunter Ballons, das Tragen turmhoher Frisuren wie einst die Sängerin Amy Winehouse, die irritierende Hinwendung oder ostentative Abwendung vom Betrachter oder der verfremdete, übernatürliche Blick. Das kann so weit gehen, dass die Haare, oder besser gesagt: die Frisuren zu selbstständigen Bildakteuren werden.

Junge Menschen können im Morgennebel Händchen haltend im Kreis um eine gefrorene Pfütze stehen, sie können Rüschen im Haar wie anno dazumal ihre biedermeierlichen Vorfahrinnen tragen, eine im Vergleich zur Körpergröße riesige Pistole halten oder schwarze Bälle wie einen verrutschen Schwarzwälder Bollenhut auf dem Kopf balancieren; in der Coming of Age – Phase ist jede Kostümierung ein willkommener Protest der Fantasie gegen gesellschaftliche Normierungen. Simone Haack durchbricht mit ihrer präzisen Malerei die vorformulierten Realitäts-Standards und öffnet, ohne surreal zu wirken, neue und spielerisch anmutende Ebenen der Imagination und der zwielichtigen Schönheit. 

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