Pressemitteilung zur Sonderausstellung

"Hölle & Paradies. Der deutsche Expressionismus um 1918"

vom 03.03. – 05.07. 2020

Vernissage: Sonntag, 01. 03. 2020, 11:30 Uhr

Engen. Am Sonntag, 1. März, 11:30 Uhr wird die Sonderausstellung „Hölle & Paradies. Der deutsche Expressionismus um 1918“ im Städtischen Museum Engen + Galerie eröffnet. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Johannes Moser führt  Museumsleiter Dr. Velten Wagner in die Ausstellung ein. Die Vernissage wird von Siegfried Pfitzenmaier mit Klavierstücken von Sergej Prokofiev begleitet.

Mit „Hölle und Paradies“ zeigt das Städtische Museum Engen mit über 100 Kunstwerken von 30 Künstlern ein Jahrzehnt deutscher Kunstgeschichte, das von tiefgreifenden Umbrüchen gezeichnet war. Gleich zu Beginn der Sonderausstellung werden die bedeutenden Kriegszyklen von Ludwig Meidner (1914) und Otto Dix (1924) einander exemplarisch gegenübergestellt. Die Vorstellung des Krieges und seine grausame Realität bilden den Kristallisationspunkt für eine neue expressionistische Künstlergeneration, die sich mit dem Ende des Ersten Weltkriegs formiert. Es ist die Zeit der gesellschaftlichen Extreme: zwischen Hunger und Verheißung, Revolution und Reaktion, Zukunftsängsten und hochgespannten Idealen. Stilistische Neuerungen wie Kubismus, Futurismus und ein expressiver Naturalismus werden von den Avantgarde-Künstlern Conrad Felixmüller, Georg Tappert und Bruno Krauskopf zur Intensitätssteigerung ihrer Bildsprache eingesetzt. Man möchte die Gesellschaft mit den ästhetischen Mitteln der Kunst erneuern: schöpferisch, spirituell, politisch. Während auf den Straßen der Hauptstadt die Barrikadenkämpfe des Spartakusaufstandes toben, schließen sich die Künstler in ganz Deutschland zu neuen Vereinigungen zusammen: in Berlin zur „Novembergruppe“, in Dresden zur „Sezession Gruppe 1919“, in Düsseldorf zum „Das Junge Rheinland“. Sie fühlen sich als „Revolutionäre des Geistes“. In der Euphorie des Neuanfangs der Weimarer Republik sind die Hoffnungen groß, den neuen Menschen in einer freiheitlichen Gesellschaft hervorzubringen. Die Kunst soll universal sein: der große Aufbruch der Gegenwart, Erlebnis und Zukunftsvision - von der „Hölle“ des Krieges ins „Paradies“ einer friedlichen, vergeistigten Menschheit, wie sie die süddeutschen Expressionisten Gottfried Graf, Albert Mueller und Josef Eberz herbeiträumen.

Neben dem berühmten Dreigestirn Meidner – Felixmüller – Dix und den sich zwischen Figuration und Abstraktion bewegenden „Körperbildern“ greift die Konzeption der Ausstellung mit „Blick, Porträt, Maske“ den abgründigen, hypnotischen Blick auf. Dieses für den Expressionismus so charakteristische Thema ist auch Gegenstand einer 15-minütigen Sequenz aus Fritz Langs „Dr. Mabuse“, dem Stummfilmklassiker von 1922 über die diabolische Verführungskraft eines Verwandlungskünstlers. Die unterschiedlichen Themen des Expressionismus werden eingehend im zur Ausstellung erscheinenden Katalog behandelt.

 

Bild: Curt Lahs, Heiliger Sebastian, 1918, Privatbesitz

Foto: Bernhard Strauss

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