Pressemitteilung zur Eröffnung der Sonderausstellung

"Hermann Stenner. Hymnen an das Leben"

vom 28.02. – 02.07. 2023

Vernissage: Sonntag, 26. 02. 2023, 11:30 Uhr

Engen. Am Sonntag, 26. Februar um 11.30 Uhr wird die Sonderausstellung „Hermann Stenner (1891-1914). Hymnen an das Leben“ im Städtischen Museum Engen eröffnet. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Johannes Moser wird Museumsleiter Dr. Velten Wagner in das Werk des Künstlers einführen. Die musikalische Begleitung übernehmen die „Saxyphones“ der Stadtmusik Engen.


Hermann Stenner ist sicherlich eines der ungewöhnlichsten Künstlerphänomene des frühen 20. Jahrhunderts. Obwohl er im Alter von nur 23 Jahren im Ersten Weltkrieg fiel, hinterließ er einen geradezu unerschöpfliche Potenzialraum an bildnerischen Experimenten. In seiner nur fünfjährigen Schaffenszeit durchlief er im Eiltempo, vom Impressionismus über den Expressionismus bis zur Abstraktion, die maßgeblichen Kunstrichtungen seiner Zeit, die er sich mit der Tiefgründigkeit seines künstlerischen Genies aneignete. Willi Baumeister, der gemeinsam mit Stenner und den späteren Bauhausmeistern Oskar Schlemmer und Johannes Itten die Komponierklasse Adolf Hölzels an der Stuttgarter Akademie besuchte, war überzeugt davon, dass Stenner “einer der besten Maler Deutschlands geworden” wäre.


Die deutsche und die französische Avantgarde inspirierten den jungen Künstler, seine ganz eigene künstlerische Sprache zu entwickeln. Stenner war ein Meister darin, seine Bildgegenstände mit den Ausdruckswerten der Farbe psychologisch aufzuladen. Von seinem Lehrer Adolf Hölzel lernte er, die bildnerischen Mittel autonom, also unabhängig vom Bildgegenstand, einzusetzen und zu systematisieren -  die suggestive Kraft der Farbe war ihm angeboren. In seinem Lebensgefühl als moderner Künstler stand er dem damals gefeierten Belgischen Symbolisten Emile Verhaeren nahe, der in seinen Gedichten die Neuromantik und das Maschinenzeitalter miteinander zu vereinen suchte; Wassily Kandinskys berühmte, 1911 erschienene Schrift “Über das Geistige in der Kunst” öffnete seinen Blick für die Grenzüberschreitung der Kunst hin zur Spiritualität. Beide spiegelten jene melancholischen und rauschhaften Schwingungen einer Epoche, die auch Stenner durchdrangen und ihm als modernem Künstler zu einer gesteigerten Wahrnehmungsfähigkeit verhalfen.


“Ich sehe mich blau mit dunklen Augen vor Dir stehen”, schrieb der lebensbejahende und nach Entgrenzung strebende Stenner an seine Freundin, die Stuttgarter Solo-Tänzerin Clara Bischoff. Sein jäher Tod auf dem Schlachtfeld setzte einem der größten Malertalente der frühen Moderne ein tragisches Ende.


Bild: Hermann Stenner: Skizze zu einem Selbstbildnis, 1912

Foto: Sammlung Bunte

 

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