Letzte Gelegenheit
Engen. In Kürze, am 2. Juli, wird die Sonderausstellung über den Expressionisten Hermann Stenner ihre Tore schließen. Über 4000 begeisterte Besucherinnen und Besucher haben sich bisher die Geniestreiche des bei seinem Tod erst 23-jährigen Künstlers angeschaut. „Ein Topbild möchte ich noch besonders herausstreichen“, berichtet Museumsleiter Dr. Velten Wagner, „das geheimnisvolle ‚Damenbildnis mit Lilie‘. Es ist in seinem Todesjahr 1914 entstanden, wahrscheinlich ganz in unserer Nähe, in Meersburg, seiner letzten Station, bevor er in den Krieg zog.“ Dort habe ihn seine Freundin Clara Bischoff besucht, eine Tänzerin am Stuttgarter Hofballett. Die geheimnisvolle Dame in den mystischen blauen, weißen und schwarzen Farbtönen sei niemand anders als Clara, auch wenn es sich bei dem Bildnis um kein traditionelles Porträt, sondern um eine Imagination handele. „Ihre Hand und die Lilie scheinen einer gemeinsamen Form zu entspringen“, so Wagner. „Das ist eines der vielen Rätsel bei Stenner, er verwischt, wie in seinem Meisterwerk, der „Auferstehung“, ganz bewusst die Realitäten zwischen männlich und weiblich und, wie hier, zwischen Frau und Pflanze. Warum er das tut, wir wissen es nicht.“ Es gäbe noch manches Geheimnis, das Hermann Stenner berge, und das man erforschen könne. Die Ausstellung wandert weiter ins Kunsthaus Apolda, um danach bei Auktionen verkauft zu werden. „Die Kunstwerke werden dann in alle Winde zerstreut werden.“ Darum sei es so wichtig, die letzte Gelegenheit zu nutzen, um die zahlreichen Facetten von Stenners Werk in der Sammlung Bunte zu erfahren.
Der Film zur Sonderausstellung kann auf der Homepage des Museums (www.museum-engen.de) unter der Rubrik „Videothek“ angeschaut werden.
Bild: Hermann Stenner, „Damenbildnis mit Lilie“, 1914
Foto: Sammlung Bunte